Ökumenische Diepoldsauer Wallfahrt nach Wettingen
Am Donnerstag, 29. August 2019, machte eine Gruppe aus rund 30 evangelischen und katholischen Christen aus Diepoldsau eine ökumenische Wallfahrt nach Wettingen. Das ehemalige Kloster wurde vonm „Exil-Diepoldsauer“ Kurt Gasser gezeigt. Mit seiner fachkundigen und leidenschaftlichen Art konnte er die Gruppe für die Klostergeschichte begeistern. Konstanze Hofer, Kirchenmusikerin aus Diepoldsau, gab ein wunderschönes Konzert auf der Klosterorgel und danach feierte die Gruppe mit Diakon Bernd Bürgermeister und Pfarrer Andreas Brändle einen ökumenischen Gottesdienst in der Klosterkirche. Mit vielen guten Eindrücken fuhr die Gruppe dann wieder zurück ins Rheintal.
Pfarrer Andreas Brändle
Bericht von Laura Schmiedeknecht
Ökumenische Diepoldsauer Wallfahrt nach Wettingen (AG)


So lautete die Einladung der beiden Pfarreien, also der Katholiken und der Protestanten von Diepoldsau. Wie ich so hörte, hat es einige davon abgehalten, an einer „Wallfahrt“ teilzunehmen und so waren es lediglich 29 Personen, die der Einladung folgten. Was haben diese Menschen aber alles verpasst, es war ein grossartiges, besonders kulturelles Erlebnis. Aber mal der Reihe nach.
Wettermässig sah es nicht gerade vielversprechend aus, als uns der sehr kundige Fahrer Meiri von Rheintal-Reisen Sieber am morgen durch die vielen Baustellen bei teilweise strömendem Regen steuerte und immer wieder Interessantes von der Gegend zu berichten wusste.
Wir kamen pünktlich bei inzwischen trockenem Wetter in Wettingen an, wo der uns Diepoldsauern bekannte und aus unserem Dorf stammende Kurt Gasser (Metzger Gasser’s Kurt) herzlich begrüsste. Kurt war nach seinem Studium als Lehrer am Seminar und späteren Kantonsschule im ehemaligen Kloster Wettingen, bis zu seiner Pensionierung tätig und kennt im wahrsten Sinne des Wortes jeden Stein und seine Geschichte in diesem ehemaligen Zisterziensterkloster.
Mit seiner Führung begann für mich die interessanteste Geschichtsstunde meines Lebens. Kurt verstand es, mit einer unglaublich ansteckenden Begeisterung uns durch die weitläufige charakteristische, hochmittelalterliche Zisterzienseranlage zu führen. Immer wieder wies er auf besondere Merkmale hin und machte so seine Ausführungen sehr lebendig und hochinteressant. Es war nicht nur eine Führung, bei der wir über die Geschichte des Klosters etwas zu hören bekamen, sondern er vermittelte einen sehr guten Einblick in verschiedenste Baustile. Wir wandelten durch Ehrfurcht einflössende Kreuzgänge, bestaunten wunderbar geschnitztes Chorgestühl, Stukkaturen, Fresken, Gewölbe, Höfe und herrliche Gärten. Kurt gab uns auch einen sehr ausführlichen Einblick in die Kirchengeschichte und beschrieb die Heiligen oder Wappen der Äbte und der „Gönnergalerie“ die uns überall von den Wänden ansahen. Kirchen und Kapellen mit viel Prunk gab es zu bestaunen, die durch all die Jahrhunderte immer wieder grosse Änderungen, besonders der Stilrichtungen, erfahren haben.
Ich will gar nicht davon berichten, mit wie vielen Jahreszahlen Kurt aufwartete, aber da muss ich erst mal die Broschüre, die ich mitgenommen habe, nochmals genauer durchlesen. Jahreszahlen sind nämlich nicht so mein Ding, aber da war es sehr interessant zu hören, wann dann doch alles stattgefunden hat.
Weiters geht die Geschichte vom Kloster damit, dass nach vielen wichtigen Veränderungen, 1841 dieses durch den aargauischen Grossen Rat aufgehoben und 1847 das kantonale Lehrerseminar in den Klostergebäuden eingerichtet wurde. 1976 wurde das Lehrerseminar schlussendlich in eine aargauische Kantonsschule umgewandelt, was bis zum heutigen Tag so ist.
Ich bin zutiefst beeindruckt, wie eine Kantonsschule in solch geschichtsträchtigen und wunderbaren Räumen, eine ganz besondere Aura ausstrahlt. Nicht zu vergleichen mit den kalten Betonbauten unserer Zeit. Man kann aber auch sehen, dass die Schüler mit grossem Respekt ihre Schulstunden hier absolvieren und Schmierereien irgendwelcher Art sucht man vergebens.
Ich könnte noch stundenlang berichten, aber ich kann nur sagen, besuchen sie es selber mal und wenn eine Möglichkeit besteht, es sich von Kurt Gasser zeigen zu lassen, nutzen Sie es.
Mittlerweile schien die Sonne und wir hatten von der grossen Geschichtsstunde auch Hunger bekommen. Ein leckeres Essen im schattigen Restaurant „Sternen“ gab uns wieder Kraft und eine gute Möglichkeit, uns mit Mitmenschen aus dem Dorf, mit denen wir sonst nicht gerade ins Gespräch kommen, zu unterhalten. Auch das ist ein schöner Aspekt von so einer gemeinsamen Fahrt.
Nach dem Mittagessen kam ein weiterer Leckerbissen. Unsere Kirchenchor Organistin Konstanze Hofer lud uns mit ihrem brillanten Orgelspiel zu einem Ohrenschmaus ein, welcher den Aufenthalt in diesen Klostermauern noch bereicherte. Das liess wirklich auch unsere Seelen dankbar in Schwingungen bringen.
Ganz zum Schluss haben unsere beiden geistlichen Begleiter, Pfarrer Andreas Brändle und Diakon Bernd Bürgermeister den so sehr eindrucksvollen Tag in Wettingen mit einem Ökumenischen Gottesdienst beendet. Ich glaube sagen zu dürfen, dass wir damit der Freude und Dankbarkeit des Erlebten von ganzem Herzen zum Ausdruck bringen konnten.
Aus den Schlussworten von Kurt Gasser konnte man heraushören, dass er sich von Herzen über diesen Diepoldsauer Besuch , unsere Begeisterung über das Erlebte, das Orgelkonzert und schliesslich über den anschliessenden Gottesdienst gefreut hat.
So verabschiedeten wir uns von Kurt und Wettingen, liessen uns von unserem guten Busfahrer bei herrlichstem Wetter dem Zürich- und Walensee entlang der Heimat zu chauffieren, aber nicht ohne einen kleinen abendlichen Imbiss in Walenstadt.
Es war ein wunderschöner Tag und eine lang anhaltende Wohltat für alle Sinne.
Herzlichen Dank an alle, die dazu beigetragen haben.